Abschied
Veröffentlicht am: 11.08.2020 von Jan Göritz
Veröffentlicht am: 11.08.2020 von Jan Göritz
Abschied ist für viele Menschen ein schwieriges Thema, denn meistens bedeutet „Abschied nehmen“, dass etwas oder jemand Wichtiges und Positives sich aus dem Leben verabschiedet. Es kann sich auch um bestimmte Lebensphasen handeln. Vielleicht ziehen die Kinder aus, der Partner trennt sich oder man erkennt, dass einem das Hobby, das viele Jahre einen großen Stellenwert hatte, keinen Spaß mehr bringt.
Abschied zu nehmen bedeutet aber auch immer, einen Neuanfang wagen zu dürfen – oder wagen zu müssen, je nach subjektivem Empfinden.
Vielleicht ist es gerade das, was große Angst auslösen kann. Denn auch, wenn wir mit unserer jetzigen Situation nicht zufrieden sind, so denken wir beim Stichwort „Veränderung“ eher daran, dass es noch schlechter wird, als daran, dass sich die Situation verbessern könnte.
Wenn wir zurückdenken, dann gab es doch bei jedem von uns eine Zeit, in der wir es nicht abwarten konnten, endlich:
Nach meiner Erfahrung hat jeder Mensch irgendwann in seinem Leben einen Punkt erreicht, an dem er sich nicht vorstellen kann, dass es noch besser werden kann. Deswegen wird die Aussicht auf Veränderung plötzlich zum Angstfaktor.
Wir denken, wir wären auf unserm Zenit angelangt und den gelte es nun zu bewahren.
Nur vergessen wir dabei, zu hinterfragen, ob das, was wir über uns und unser Leben denken, überhaupt stimmt. Wir gehen einfach davon aus, dass unsere Gedanken stimmen müssen, weil es sich ja um unsere Gedanken handelt.
Doch das ist ein Trugschluss, denn auch unser Denken wird in unserer Entwicklung maßgeblich davon beeinflusst, was Eltern, Lehrer, Großeltern oder Geschwister über uns denken:
Was denken Sie, hat eine dauerhafte Beschallung mit diesen Sätzen zur Folge? Ich kann es Ihnen sagen, denn alle drei Fälle sind mir in unterschiedlicher Darstellung in meiner Arbeit schon mehrfach begegnet:
Natürlich gibt es auch Menschen mit einer angeborenen inneren Stärke, die sich trotzdem gut entwickeln und die sich von solchen Dingen nicht aus der Bahn werfen lassen. Das sind aber die wenigsten.
Unsere Grenzen sind also zu einem gewissen Teil durch andere abgesteckt worden. Das können wir blöd finden, müssen aber gleichzeitig erkennen, dass nur wir selbst diese Grenzen erweitern können. So könnten wir auch Art und Richtung der Veränderung gestalten und würden uns nicht ausgeliefert fühlen. Wir bräuchten solchen persönlichen Entwicklungsschritten also nicht mehr mit Furcht gegenüberstehen oder diese sogar blockieren.
Da wir anderen jedoch negative Zuschreibungen leichter glauben als positive, helfen Äußerungen wie „du kannst alles schaffen, was du willst“ allerdings wenig. Wir müssen subtiler zu Werke gehen.
Unsere Wünsche sind Vorgefühle der Fähigkeiten, die in uns liegen, Vorboten desjenigen, was wir zu leisten imstande sein werden. Was wir können und möchten, stellt sich unserer Einbildungskraft außer uns und in der Zukunft dar; wir fühlen eine Sehnsucht nach dem, was wir schon im Stillen besitzen. So verwandelt ein leidenschaftliches Vorausgreifen das wahrhaft Mögliche in ein erträumtes Wirkliches.
(Johann Wolfgang von Goethe)
Wir müssen es schaffen, den sogenannten Pygmalion-Effekt auf uns selbst anzuwenden.
Eigentlich beschreibt dieser Effekt – kurz zusammengefasst – folgendes: Wenn wir von jemandem gute Resultate erwarten, dann wird er auch entsprechend gute Leistungen bringen.
Wie können wir das auf unsere persönliche Weiterentwicklung übertragen?
Eins sollte klar sein:
Wenn wir kein Umfeld haben, das uns gegenüber grundsätzlich wohlwollend eingestellt ist, sondern uns kritisiert und entmutigt, dann kann keine positive Veränderung geschehen.
Achten Sie also darauf, mit welchen Menschen Sie sich umgeben.
Du bist der Durchschnitt der 5 Menschen, mit denen du die meiste Zeit verbringst. (Jim Rohn)
Gemäß dieses Zitats können Sie sich selbst gegenüber nur dann eine wohlwollende Einstellung entwickeln, wenn Sie darauf achten, Nörglern und destruktiven Kritikern keinen Platz mehr in Ihrem Leben zu geben. Auch hier dürfen Sie Abschied nehmen – sowohl von vorgeblichen Freunden als auch von Ihrem überkritischen Blick auf sich selbst.
Doch das alleine wird nicht ausreichen,- Sie müssen auch Ihre Gedanken über sich selbst hinterfragen. „Ist das wirklich wahr?“ ist hier eine sehr wirkungsvolle Frage. Und Sie werden erstaunt sein, wieviel unwahre Gedanken Sie über sich denken. Nehmen Sie auch von diesen Gedanken Abschied.
Eventuell ist an dieser Stelle eine Begleitung durch einen Coach oder Psychotherapeuten hilfreich.
Und zu guter Letzt ist alles Denken ohne die entsprechenden Handlungen nichts wert. Beginnen Sie also damit, Ihre Komfortzone zu verlassen. Nehmen Sie Abschied von Ihrer Bequemlichkeit, der Sie bisher Ihren Mut und Ihren Handlungsdrang geopfert haben. Beginnen Sie, sich wieder zu spüren. Entdecken Sie, zu was Sie alles in der Lage sind.
Aber überfordern Sie sich hier nicht. Niemand verlangt, dass Sie Ihren Mut oder andere Ressourcen direkt auf 100% schalten. Nehmen Sie Schritte, die 5% Veränderung beinhalten. Fragen Sie sich: „Wenn ich 5% mehr Mut zeigen würde, was würde ich dann ändern?“
Statt „Mut“ können Sie auch „Kreativität“, „Selbstbewusstsein“ oder eine Fähigkeit Ihrer Wahl einsetzen.
Stellen Sie sich vor, unsere Vorfahren hätten irgendwann gesagt: „So ist es gut, das lassen wir jetzt so.“ Gäbe es Feuer? Elektrizität? Fernseher? Handys?
Evolution – auch unsere ganz persönliche, die innerhalb unseres Lebens abläuft – lässt sich nicht aufhalten. Sie lässt sich nur unter Schmerzen verlangsamen. Und genau diese Schmerzen können Sie sich ersparen.
Laufen und Fahrrad fahren können Sie vermutlich – aber was können Sie heute kaum erwarten zu lernen oder zu erfahren?