Emotionale Erpressung jetzt stoppen

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Erpressung

Bei der Erpressung versucht jemand, sich selbst oder Dritte rechtswidrig durch Gewalt oder durch Androhung eines empfindlichen Übels zu Lasten eines anderen zu bereichern. Insofern ist die Erpressung von der Nötigung zu unterscheiden, die keine Bereicherungsabsicht oder Vermögensschädigung voraussetzt.
(Wikipedia)

Es kann also jemand beispielsweise einem Politiker androhen, seine Karriere platzen zu lassen, indem er Fotos von einem Bordellbesuch oder dem Drogenkonsum des Politikers veröffentlicht.
Es sei denn, der Politiker zahlt eben eine gewisse Summe Schweigegeld.

Aber jeder weiß: wenn er das tut, dann ist das der Punkt, an dem die Erpressung erst so richtig beginnt. Denn für die wenigsten Erpresser ist das Geschäft wohl mit /einer/ Zahlung abgeschlossen, denn das ist ja allzu leicht „verdientes“ Geld.

Und das Erpressungsopfer ist in der gleichen Falle wie der Spieler am Daddelautomat: „die versunkenen Kosten sind schon so hoch, da lege ich lieber nochmal nach und hole mir meinen „Gewinn““. Für den einen sind dies Freispiele, für den anderen ist es die Sicherheit, dass unterm Teppich bleibt, was unterm Teppich bleiben soll.
Diese Idee ist erwiesenermaßen kein Erfolgskonzept.

Es gibt also nur einen wirklichen Weg raus aus der Erpressung: sich nicht mehr erpressbar zu machen.
Im Falle des Politikers hieße das, selber an die Öffentlichkeit zu gehen, zu dem zu stehen, was man getan hat und die entsprechenden Konsequenzen zu ziehen.

Emotionale Erpressung

Emotionale Erpressung hat allerdings meistens keinen kriminellen Hintergrund und ist für die Erpressungsopfer häufig nur schwer zu erkennen.
Das liegt daran, dass die Betroffenen in der Regel schon in ihrer Kindheit mit Schuldgefühlen konfrontiert worden sind und sich entsprechend zu eher konfliktscheuen und harmoniebedürftigen Menschen entwickelt haben.

„Wenn du das Austauschjahr in den USA machst, werde ich vor Angst sterben“ ist ein Beispiel, wie emotionale Erpressung zwischen Eltern und Kindern aussehen kann.
Auf diese Art und Weise verzichten Kinder häufig auf für sie wichtige Entwicklungsschritte. „Das kann ich meinen Eltern / meiner Mutter / meinem Vater nicht antun“ ist dann der passende Satz dazu.

Das fatale daran ist, dass Kinder, die bestimmte Entwicklungsschritte nicht gehen durften, als Erwachsene sehr häufig das Gefühl des Mangels mit sich tragen.
Dieses Mangel Gefühl sorgt nicht selten für eine permanente innere Unruhe, die verhindert, dass der Mensch seine Gefühle, Bedürfnisse, Wünsche und Grenzen wirklich wahrnehmen kann.

Die vermutlich härteste Form emotionaler Erpressung ist das Androhen von Suizid.
„Wenn du mich verlässt, dann bringe ich mich um.“

Ziel von emotionaler Erpressung

Das Ziel von emotionale Erpressung ist in der Regel, dass der Erpresser den Erpressten so manipuliert, dass er bekommt, was er möchte.
Das kann grundsätzlich alles sein – von Geld bis hin zum Fortbestand einer Partnerschaft.

Da der emotionale Erpresser sich meistens selber als hilfloses Opfer fühlt, geht es bei emotionaler Erpressung fast immer um Macht. Die Erpressung ist ein aggressiver Akt, weil man zu feige ist, emotionale Probleme in sich selbst zu erkennen, beziehungsweise sich diese einzugestehen oder sie gar zu lösen.

Die Macht über den anderen ist der eigentliche Gewinn für den emotionalen Erpresser.
Er gestaltet sich lieber die Welt um ihn herum so, dass die eigenen Triggerpunkte nicht berührt werden, als dass er sich mit seinem eigenen Schmerz und den eigenen Verletzungen auseinandersetzen muss.

Kinder im Zentrum der Erpressung

Besonders infam ist es, den Partner oder Ex-Partner mit den eigenen Kindern zu erpressen.
Das kann ganz offen geschehen: „wenn du nicht tust, was ich möchte, darfst du die Kinder nicht mehr sehen.“, es kann aber auch verdeckter passieren.

Beispielsweise indem ein Elternteil das andere Elternteil Stück für Stück bei den Kindern schlecht macht und diffamiert. Steter Tropfen höhlt auch hier den Stein und irgendwann ist die emotionale Distanz zwischen Kind und diffamiertem Elternteil so groß, dass sie auf natürlichem Weg nicht mehr überbrückter ist.
Das betroffenen Kind ist übrigens häufig selber innerlich gespalten: auf der einen Seite ist natürlich immer Liebe zum geschassten Elternteil vorhanden,- den Aussagen des anderen Elternteils wird aber in der Regel mehr Glauben geschenkt, als den eigenen Gefühlen.

Das ist meist die Folge einer über viele Jahre aufgebauten emotionalen Abhängigkeit, die so mächtig ist, dass das (meist jugendliche) Kind zwangsläufig das andere Elternteil über die Klinge springen lassen muss, damit es durch das aufgebaute innere Spannungsfeld nicht selber Schaden nimmt.

Als manipulierendes Elternteil kann man zum Beispiel immer wieder den eigenen Opferstatus hervorheben – möglicherweise durch viel Weinen und Leiden ans Mitgefühl der Kinder appellieren, die selbstverständlich an der Seite des „armen“ und „schwachen“ Elternteils stehen.

Schuldgefühle als Grundlage von Erpressung.

Die Grundlage einer jeden Erpressung ist das Schuldgefühl.
Berechtigterweise wie beim Fehlverhalten eines Politikers oder durch emotional manipulatives Verhalten suggeriert.

Das kann auch „über Bande“ passieren: Wenn ein Elternteil die Kinder beispielsweise am eigenen Leid ausgiebig teilhaben lässt, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass die Kinder dem anderen Elternteil mitteilen, wie schlecht es der Mama oder dem Papa geht, „weil du nicht mehr da bist.“

Und damit haben die Kinder – ohne es zu wissen – dazu beigetragen, dass das andere Elternteil ein paar Schuldgefühle mehr schultert, als vorher.

Dieses Beispiel ist nach meiner Ansicht besonders brutal. Denn 99,9% aller Eltern möchten, dass es ihren Kindern gut geht.
Nun zu erleben, dass die eigenen Kinder co-leiden müssen, löst nicht selten den Reflex aus, die eignen Bedürfnisse, Wünsche und Grenzen zu Gunsten der eigenen Kinder über Bord zu werfen und der Partnerschaft „noch eine Chance“ zu geben.

Der Weg aus der emotionalen Erpressung

Bei Erpressungen jeglicher Art ist der einzige Ausweg, der Erpressung die Basis zu entziehen.
Der Politiker, der beim Bordellbesuch fotografiert worden ist, müsste sich an die Öffentlichkeit wenden und die Verantwortung für sein Handeln übernehmen, wie auch immer die dann aussehen.

So einfach ist es im Falle emotionaler Erpressung leider nicht.
Da die Grundlage von emotionaler Erpressung nichts „handfestes“ ist, wie ein dokumentiertes und objektives Fehlverhalten, sondern ausschließlich Manipulation, die zu Schuldgefühlen führt, ist der erste Schritt auf dem Weg aus der emotionalen Erpressung der,
Schuldgefühle auszuhalten.

Schuldgefühle auszuhalten bedeutet auch, das Risiko einzugehen, dass der andere seine Drohung wahrmacht – man also beispielsweise die Kinder nicht mehr sehen kann.

Das ist verständlicherweise eine sehr instabile Phase ist, in der so mancher, zumindest temporär, einknickt. Die Angst vor dem Verlust ist in manchen Momenten einfach zu groß.
Das ist aber nicht dramatisch, denn es gibt immer mehrere Chancen sein Verhalten zu verändern und die eigenen Bedürfnisse und Grenzen ernst zu nehmen.

Häufig sind die Opfer einer emotionalen Erpressung Menschen, deren Selbstbewusstsein nicht sonderlich ausgeprägt ist, was es erschwert, für sich einzustehen.
Aber: was man noch nicht kann, kann man lernen.

Nach meiner Erfahrung gibt es mehrere Schritte, die man gehen kann:

  1. Die Manipulation überhaupt erst einmal erkennen.
  2. Das manipulative Verhalten ansprechen. Das ist nach meiner Beobachtung zwar selten von Erfolg gekrönt, verdient aber eine Chance. Da auch manipulatives Verhalten häufig unbewusst eingesetzt wird, kann ein Ansprechen manchmal erfolgreich sein.
  3. KONSEQUENT GRENZEN SETZEN. Das ist wahrscheinlich der schwerste und gleichzeitig der wichtigste Schritt.
    Es erfordert viel Kraft und Durchhaltevermögen, ist aber nach meiner Erfahrung die einzige Möglichkeit, eine nachhaltige Veränderung herbeizuführen.

Sollten Sie merken, dass sie alleine nicht weiterkommen, dann organisieren Sie sich bitte Hilfe.
Das können Freunde sein, Familienmitglieder oder aber professionelle Berater oder Therapeuten.

Machen Sie sich immer bewusst, dass das Aussteigen aus Manipulation und emotionaler Erpressung kein Aufgeben ist, sondern praktizierte Selbstliebe.

Emotionale Erpressung - Jan Göritz - Heilpraktiker für Psychotherapie, Psychologischer Berater, Psychotherapeut (HeilprG) in Hamburg
Foto: © Roman valiantsin / Adobe Stock

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