Achtung! Manipulativer Narzisst

Was genau ist ein manipulativer Narzisst?

Von Narzissmus hat bestimmt jeder schon mal gehört beziehungsweise wird fast jeder ein Bild davon haben, was einen Narzissten ausmachen könnte. Meistens haben die Vorstellungen davon, wie Narzissten sind, eine Gemeinsamkeit: die Idee, dass man einen Narzissten aufgrund seiner äußeren Erscheinung oder seines Verhaltens auf den ersten Blick erkennen kann.
In der Realität verhält es sich aber häufig ganz anders, was in zwischenmenschlichen Beziehungen häufig zu ungewollten und gefährlichen Abhängigkeiten führen kann.

Abhängigkeit in Beziehungen

Ganz ähnlich wie ein Vampir erscheint auch ein manipulativer Narzisst anfangs häufig:

  • charmant
  • charismatisch
  • hilfsbereit
  • weltmännisch
  • zuvorkommend
  • humorvoll
  • attraktiv
  • und ein Stück weit geheimnisvoll

Das sind Eigenschaften, die einen Vampir im Film und einen Narzissten im wahren Leben für manche Frauen unwiderstehlich erscheinen lassen. (Auch wenn der umgekehrte Fall denkbar ist, so bleibe ich doch bei der deutlich häufigeren Verteilung: männlicher manipulativer Narzisst – weiblicher Partner.)Wenn der Narzisst eine Frau für sich gewonnen hat, was aufgrund seines Charmes und seines Charismas häufig sehr schnell passiert, dann beginnt – erst ganz subtil und dann scheibchenweise immer stärker – der Kampf um die Macht.
Um nichts anderes geht es dem Narzissten. Es geht ihm nicht um Liebe, nicht um Zuneigung oder ein Zusammengehörigkeitsgefühl. Ihm geht es ausschließlich darum, sein schwaches inneres Selbst damit zu beruhigen, dass er Macht über andere hat. Und diese Macht über den Partner ist das Resultat von Manipulation.

Manipulation

Um den Partner zu beeinflussen, bedient sich ein Narzisst verschiedener Mittel:

  • Kontrolle
  • Kritik
  • Heimlichtuerei
  • Wutausbrüche
  • Trotz
  • Abwertung / Kleinmachen
  • passive Aggressivität (dem Partner das Gefühl vermitteln, er hätte einen Fehler gemacht, aber ihn im Unklaren damit zu lassen, welchen)
  • Schuldzuweisungen
  • Stimmungsschwankungen (ständige Ungewissheit und Anspannung beim Partner)
  • Opferhaltung
  • emotionale Erpressung
  • wenig bis keine Empathie

Das Fatale an all diesen Verhaltensweisen ist: wenn man es auch nur einmal zulässt, wenn man nur einmal Schwäche zeigt, dann beißt der Energie-Vampir zu, dann hat der Narzisst einen am Haken. Er weiß jetzt, dass er es mit einem machen kann und es gibt jetzt nur noch zwei mögliche Szenarien:

  1. Man traut sich, klare Grenzen zu setzen. Das wird höchstwahrscheinlich dazu führen, dass der Narzisst sich trennt. Er braucht Opfer und keine Persönlichkeiten.
  2. Ein manipulativer  Narzisst weitet seinen Machtbereich so lange aus, bis man nur noch ein Schatten seiner selbst ist. Man hat den Kontakt zu sich vollends verloren und fühlt sich im wahrsten Sinne ausgesaugt.
    Aber selbst jetzt herrscht bei den Betroffenen ein schlechtes Gewissen vor, wenn Sie über Trennung nachdenken.
    Sätze die ich von den Partnern von Narzissten an diesem Punkt der Beziehung häufiger höre sind (sinngemäß):
  • „Das kann ich ihm doch nicht antun…“
  • „Ich muss mich nur noch mehr anstrengen, dann wird alles wieder gut.“

Besonders der letzte Satz sagt einiges darüber aus, wie es um das Selbstbild der langjährigen Partner von Narzissten bestellt sein mag. Sie haben die Rolle des Alleinschuldigen angenommen und stellen die Verhaltensweisen des Partners überhaupt nicht mehr in Frage.

Der gekochte Frosch

Es gibt eine Metapher, die sehr gut beschreibt, wie Beziehungen zu Narzissten in der Regel verlaufen:
Fröschen sagt man nach, dass sie es nicht merken, wenn man Wasser langsam erhitzt – bis sie tot sind.
Setzt man ihn hingegen in heißes Wasser, so wird er direkt wieder rausspringen.

Partner (Opfer) von Narzissten

Auch als potentieller Partner eines Narzissten muss man etwas an sich haben, dass seinem „Beuteschema“ entspricht. Häufig handelt es sich um Menschen, die

  • eine große Sehnsucht nach Liebe und Aufmerksamkeit haben. (Ein manipulativer Narzisst kann diese Sehnsucht in der Kennenlernphase und dem Beginn der Beziehung durchaus stillen und legt damit den Grundstein für die Abhängigkeit.)
  • ausgesprochen hilfsbereit sind. Sie versuchen, die Verantwortung für das Gelingen der Beziehung und das Wohlergehen des Partners mehr oder weniger allein zu tragen.
  • parallel zum sehr großen Verantwortungsbewusstsein auch sehr sensibel bezüglich Schuld sind. Sie haben manchmal sogar ein chronisch schlechtes Gewissen und sind über dieses gut zu manipulieren.

Mögliche Hilfen

  • Wenn Sie Opfer eines Narzissten sind, dann haben Sie nur eine Möglichkeit: setzen Sie nach Möglichkeit klare Grenzen!
    Das ist häufig leichter gesagt als getan. Wenn es Ihnen schwer fällt, sich gegen den Partner abzugrenzen, dann holen Sie sich in der Familie oder im Freundeskreis Unterstützung.
    Auch wenn es sich in dem Moment vielleicht blöd anfühlen mag, anderen zu erzählen, wie schlecht der Partner einen behandelt: überwinden Sie sich. Um Hilfe zu bitten zeigt Stärke, nicht Schwäche.
  • Steigen sie so aus dem Opferdasein aus, in das Sie gedrängt wurden, und erobern Sie sich Stück für Stück Ihren Raum zurück.
    Sagen Sie immer öfter, was Sie sich wünschen und sagen Sie „Nein„, wenn Sie etwas nicht möchten. Holen Sie sich auch hier bei Bedarf Unterstützung aus dem Freundes- und Familienkreis.
  • Bleiben Sie mit Ihren Freunden in Kontakt!
    Das sind die Menschen, die es gut mit Ihnen meinen. Wenn Sie das Gefühl haben, sie müssten Ihren Freunden verschweigen, wie es in Ihrer Beziehung zugeht, dann sollten bei Ihnen die Alarmglocken schrillen und Sie sollten sich sofort dazu durchringen, Ihre Freunde ins Vertrauen zu ziehen.
  • Seien Sie kein Frosch!
    Lassen Sie sich nicht langsam weichkochen, bis von Ihnen und Ihrer Persönlichkeit nichts mehr übrig ist.
    Stellen Sie sich vor, Ihr Partner hätte sich von Anfang an so verhalten, wie er es jetzt tut. Hätten Sie sich für Ihn entschieden?
    Falls nicht: handeln Sie! Holen Sie sich bei Bedarf Unterstützung.

Stellen Sie sich darauf ein, dass Ihr Partner es nicht kampflos hinnehmen wird, dass sein Machtbereich schrumpft. Es wird also Gegenwind geben, möglicherweise stärker, als Sie es bisher erlebt haben.
Doch egal, was kommt: Bleiben Sie standhaft! Wenn Sie jetzt nachgeben, dann kann das fatale Folgen für Sie und Ihren Selbstwert haben. Holen Sie sich auch hier Rückendeckung.
Wenn Sie sich trennen möchten und Sie laufen Gefahr, einzuknicken, dann notieren Sie sich alles an verletzendem und abwertendem Verhalten Ihres Partners. So können Sie sich immer wieder vor Augen führen, warum Sie sich trennen möchten und sehen, dass Sie auf dem richtigen Weg sind.

Nachwort

Ich habe hier die Dinge zum Teil recht drastisch beschrieben. Nicht, weil Narzissten Monster wären, sondern weil Menschen, die sich in einer destruktiven und toxischen Beziehung mit einem Narzissten befinden, häufig deutlich Worte benötigen, um sich aus der Manipulation zu befreien.
Da kein Mensch ausschließlich gut oder schlecht ist, haben auch Narzissten positive Seiten oder Aspekte. So sind sie beispielsweise für Teams bereichernd, indem sie als „soziale Schaltstelle“ die Teammitglieder untereinander in Kontakt bringen und somit einen größeren Zusammenhalt erzeugen können.
Mir ging es in diesem Artikel vornehmlich um die Menschen, die zu mir in die Praxis kommen. Und das sind nunmal nicht narzisstische Menschen, sondern die Menschen, die unter ihnen leiden.
Lesen Sie hier, welches die Grundlage einer fürsorglichen Beziehung ist.
Wer sich weitergehend mit dem Thema beschäftigen möchte, findet beispielsweise auf Wikipedia einen ausführlichen Eintrag.

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Achtung manipulativer Narzisst - Jan Göritz - Heilpraktiker für Psychotherapie und Psychologischer Berater in Hamburg

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