Randaleschüler mit IQ 139 – hochbegabt und nun?

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Randaleschüler mit IQ 139: Eine unentdeckte Hochbegabung

Die Schule, ein Ort des Lernens und der Entwicklung, ist für viele Kinder eine wichtige Phase ihres Lebens. Doch was passiert, wenn ein Kind trotz seines hohen Intelligenzquotienten als „Randaleschüler“ abgestempelt wird? Ein Fall, der im Spiegel-Artikel „Hochbegabter Randaleschüler: IQ 139 – und keiner hat’s gemerkt“ beschrieben wird, zeigt die Herausforderungen und Missverständnisse, die begabte Kinder in unserem Schulsystem erleben können.

Hochbegabung und Verhaltensauffälligkeiten: Ein ungleiches Paar?

Im besagten Artikel wird die Geschichte eines Schülers mit einem IQ von 139 erzählt, dessen erhöhte Begabung lange unbemerkt blieb. Stattdessen wurde er als Problemkind wahrgenommen, dessen Verhalten den Unterricht störte. Dies ist kein Einzelfall: Hochbegabung und Verhaltensauffälligkeiten treten oft zusammen auf, werden jedoch selten im Zusammenhang betrachtet. Der Junge aus dem Artikel zeigt uns, wie schnell ein Kind durch das Raster fallen kann, wenn es nicht den gängigen Erwartungen entspricht.

Die Herausforderungen des Schulsystems

Die Geschichte dieses Randaleschülers und vieler anderer hochintelligenter Kinder offenbart eine grundlegende Schwäche unseres Schulsystems: Es ist oft nicht darauf ausgelegt, die Bedürfnisse hochbegabter Schüler zu erkennen und zu fördern. Stattdessen wird häufig versucht, sie an die Norm anzupassen. Dies führt dazu, dass ihre besonderen Fähigkeiten unentdeckt bleiben und sie sich unverstanden und unterfordert fühlen.

Warum bleiben Hochbegabungen oft unerkannt?

  1. Fehlende Diagnostik: Viele Schulen führen keine systematischen Tests zur Erkennung von Hochbegabung durch. Entsprechende Kinder können daher leicht übersehen werden, besonders wenn sie nicht in allen Fächern herausragende Leistungen erbringen.
  2. Vorurteile: Hochbegabte Kinder werden oft nicht als solche erkannt, weil sie nicht den stereotypischen Vorstellungen entsprechen. Es wird häufig angenommen, dass begabte Kinder automatisch gute Schüler sind, was jedoch nicht immer der Fall ist. Sie können sich ebenso langweilen und frustriert sein, was zu Verhaltensproblemen führen kann.
  3. Unterforderung: Lehrer sind oft überfordert, differenzierten Unterricht zu gestalten, der die Bedürfnisse aller Schüler berücksichtigt. Hochbegabte Kinder fühlen sich oft unterfordert und nicht herausgefordert, was zu Desinteresse und Störverhalten führen kann.

Der Weg zur besseren Unterstützung

Um Kinder wie den Randaleschüler aus dem Spiegel-Artikel besser zu unterstützen, müssen einige grundlegende Änderungen im Schulsystem und im gesellschaftlichen Verständnis erfolgen.

Individuelle Förderung: Schulen sollten Programme entwickeln, die auf die speziellen Bedürfnisse hochbegabter Kinder eingehen. Dies könnte durch zusätzliche Projekte, spezielle Klassen oder Mentoring-Programme geschehen. Eine individualisierte Förderung kann dazu beitragen, dass diese Kinder ihr volles Potenzial entfalten können.

Fortbildung der Lehrkräfte: Lehrer müssen in der Lage sein, Hochbegabung zu erkennen und entsprechend zu fördern. Regelmäßige Fortbildungen und Schulungen sind hierfür unerlässlich. Lehrer sollten lernen, wie sie Kinder mit höherer Begabung identifizieren und wie sie diese Kinder angemessen fördern können.

Zusammenarbeit mit Eltern und Therapeuten: Eine enge Zusammenarbeit zwischen Schule, Eltern und Therapeuten kann helfen, die besonderen Bedürfnisse hochbegabter Kinder zu erkennen und zu fördern. Eltern und Lehrer sollten als Team arbeiten, um die besten Bedingungen für das Kind zu schaffen.

Sensibilisierung und Bewusstsein: Es ist wichtig, das Bewusstsein für Hochbegabung zu schärfen und die Gesellschaft für die besonderen Herausforderungen und Bedürfnisse hochbegabter Kinder zu sensibilisieren. Dies kann durch Informationskampagnen, Elternabende und die Einbindung von Fachleuten in die schulische und außerschulische Bildungsarbeit geschehen.

Hochbegabung und die emotionale Entwicklung

Hochbegabung betrifft nicht nur die kognitiven Fähigkeiten eines Kindes, sondern auch dessen emotionale und soziale Entwicklung. Hochbegabte Kinder erleben die Welt oft intensiver und differenzierter. Diese Intensität kann zu emotionalen Herausforderungen führen, die zusätzliche Unterstützung erfordern.

Emotionale Sensibilität: Hochbegabte Kinder sind oft sehr empfindsam und nehmen ihre Umgebung intensiver wahr. Sie können sich leicht überfordert fühlen und haben möglicherweise Schwierigkeiten, ihre Gefühle zu regulieren.

Soziale Isolation: Hochbegabte Kinder haben häufig andere Interessen als ihre Altersgenossen und können sich sozial isoliert fühlen. Sie suchen oft den Kontakt zu älteren Kindern oder Erwachsenen, die ihre Interessen teilen und ihre intellektuellen Fähigkeiten schätzen.

Perfektionismus und Angst: Hochbegabte Kinder neigen dazu, sehr hohe Erwartungen an sich selbst zu stellen. Dies kann zu Perfektionismus und Versagensängsten führen, die ihre schulische und persönliche Entwicklung beeinträchtigen können.

Praktische Schritte zur Unterstützung hochbegabter Kinder

Um hochbegabte Kinder optimal zu unterstützen, können Eltern, Lehrer und Therapeuten folgende Maßnahmen ergreifen:

1. Frühe Erkennung: Eine frühzeitige Diagnose kann helfen, die besonderen Bedürfnisse hochbegabter Kinder zu erkennen und zu adressieren. Intelligenztests und Beobachtungen im Schulalltag können erste Hinweise liefern.

2. Förderprogramme: Spezielle Förderprogramme und außerschulische Angebote können hochbegabten Kindern helfen, ihre Fähigkeiten weiterzuentwickeln und ihre Interessen zu vertiefen. Dies kann auch dazu beitragen, ihre sozialen Kompetenzen zu stärken und ihnen ein Gefühl der Zugehörigkeit zu geben.

3. Individuelle Unterstützung: Jedes Kind ist einzigartig und hat individuelle Bedürfnisse. So auch Kinder mit höherer Begabung. Eine maßgeschneiderte Unterstützung, die auf die spezifischen Stärken und Schwächen des Kindes eingeht, ist entscheidend.

4. Stärkung der emotionalen Kompetenzen: Kinder mit einem höheren IQ benötigen häufig besondere Unterstützung bei der Entwicklung ihrer emotionalen und sozialen Kompetenzen. Dies kann durch Beratung, Coaching und spezielle Programme zur Förderung der emotionalen Intelligenz geschehen.

Fazit: Hochbegabung erkennen und fördern

Der Fall des hochbegabten Randaleschülers zeigt deutlich, dass es in unserem Schulsystem noch viele ungenutzte Potenziale gibt. Hochbegabte Kinder brauchen spezielle Aufmerksamkeit und Förderung, um ihre Fähigkeiten voll entfalten zu können. Schulen, Lehrer und Eltern müssen gemeinsam daran arbeiten, diese Kinder zu unterstützen und ihnen die Möglichkeiten zu bieten, die sie brauchen.

Die Förderung hochbegabter Kinder ist eine gemeinsame Aufgabe von Schulen, Eltern und Therapeuten. Indem wir ihre besonderen Talente erkennen und fördern, können wir ihnen helfen, ihr volles Potenzial zu entfalten und gleichzeitig das Schulsystem insgesamt zu verbessern.

Fragen:

  • Haben Sie Erfahrungen mit hochbegabten Kindern in Ihrem Umfeld?
  • Welche Maßnahmen halten Sie für notwendig, um hochbegabte Kinder besser zu unterstützen?
Randaleschüler, hochbegabt - Jan Göritz - Heilpraktiker für Psychotherapie und Psychologischer Berater in Hamburg
Foto ©: photophoni / Adobe Stock

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