Tagträume machen unglücklich

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Tagträume und Glück

Tagträume sind ein faszinierendes Phänomen, das wohl jeder von uns schon erlebt hat. Ob im Büro, in der Schule oder einfach auf der Couch zu Hause – plötzlich schweifen unsere Gedanken ab, und wir finden uns in einer anderen Welt wieder. Doch während diese gedanklichen Ausflüge manchmal als willkommene Abwechslung empfunden werden, deutet eine Studie der Harvard University darauf hin, dass Tagträume uns tatsächlich unglücklich machen können. Tauchen wir tiefer in diese Thematik ein und untersuchen, wie Tagträume unser Wohlbefinden beeinflussen und was wir dagegen tun können.

Was sind Tagträume?

Tagträume sind spontane, gedankliche Abweichungen von der aktuellen Realität. Sie können positiv sein, wie das Träumen von einem Urlaub am Strand, oder negativ, wie das Grübeln über eine unangenehme Begegnung. Oft sind sie unwillkürlich und schwer zu kontrollieren. Ein Beispiel aus meiner Praxis: Eine Klientin berichtete, dass sie sich häufig in Tagträumen verliert, in denen sie sich eine bessere Zukunft vorstellt. Diese Träume geben ihr kurzfristig ein gutes Gefühl, aber sobald sie in die Realität zurückkehrt, ist sie oft enttäuscht und frustriert.

Die Studie von Killingsworth und Gilbert

Die Harvard-Forscher Matthew Killingsworth und Daniel Gilbert führten eine groß angelegte Studie durch, um die Auswirkungen von Tagträumen auf unser Glücksempfinden zu untersuchen. Ihre Ergebnisse waren überraschend und eindeutig: Menschen, deren Gedanken häufiger abschweifen, sind tendenziell unglücklicher als diejenigen, die sich auf das Hier und Jetzt konzentrieren.

Die Forscher nutzten eine spezielle App, um in Echtzeit Daten zu sammeln. Teilnehmer wurden zufällig während des Tages gefragt, was sie gerade tun und woran sie denken, sowie wie glücklich sie sich in diesem Moment fühlten. Die Ergebnisse zeigten, dass Tagträume nicht nur häufig sind – etwa 47% der Zeit sind die Gedanken der Menschen nicht bei der aktuellen Aufgabe – sondern auch, dass sie meist mit einer Verringerung des Glücksgefühls einhergehen.

Warum machen Tagträume unglücklich?

Ein Grund, warum Tagträume unglücklich machen können, liegt in der Diskrepanz zwischen unseren Träumen und der Realität. Wenn wir uns in eine ideale Welt flüchten, in der alles perfekt ist, kann die Rückkehr in den Alltag besonders ernüchternd sein. Diese Kluft zwischen Wunsch und Wirklichkeit kann Frustration und Unzufriedenheit hervorrufen.

Praktische Tipps gegen ungewollte Abschweifungen

1. Achtsamkeit üben: Achtsamkeit hilft, den Moment bewusst wahrzunehmen und Gedankenfluchten zu verhindern. Übungen wie Meditation oder einfache Atemtechniken können helfen, die Konzentration zu verbessern und im Hier und Jetzt zu bleiben.

2. Realistische Ziele setzen: Anstatt in idealisierten Fantasien zu schwelgen, ist es hilfreich, sich erreichbare und konkrete Ziele zu setzen. Dies schafft nicht nur ein Gefühl der Erfüllung, sondern kann auch motivieren, aktiv an der Verbesserung der eigenen Situation zu arbeiten.

3. Strukturierter Tagesablauf: Ein gut strukturierter Tagesablauf kann helfen, ungewollte Tagträume zu reduzieren. Indem man sich klare Aufgaben und Zeitfenster setzt, bleibt weniger Raum für gedankliche Abschweifungen.

4. Positive Selbstgespräche: Negative Gedanken und Tagträume können durch positive Selbstgespräche ersetzt werden. Statt sich in unrealistischen Szenarien zu verlieren, ist es sinnvoll, sich selbst zu ermutigen und die eigenen Fähigkeiten zu betonen.

5. Professionelle Unterstützung suchen: In manchen Fällen können solche Träumereien ein Zeichen tieferliegender Probleme sein, wie etwa Unzufriedenheit im Job oder persönliche Konflikte. Hier kann es hilfreich sein, professionelle Unterstützung in Anspruch zu nehmen, um die Ursachen zu erkennen und gezielt an ihnen zu arbeiten.

Abschließende Gedanken

Es handelt sich um ein komplexes und faszinierendes Phänomen, das sowohl positive als auch negative Seiten hat. Während sie uns kurzfristig ein gutes Gefühl geben können, zeigen Studien wie die von Killingsworth und Gilbert, dass häufige derartige Träumereien langfristig unser Glücksempfinden beeinträchtigen kann. Indem wir uns bewusst mit unseren Tagträumen auseinandersetzen und Techniken wie Achtsamkeit und realistische Zielsetzung nutzen, können wir lernen, im Hier und Jetzt zu leben und unser Wohlbefinden zu steigern.

Durch die bewusste Auseinandersetzung mit unseren Tagträumen können wir lernen, sie besser zu verstehen und ihren Einfluss auf unser Wohlbefinden zu minimieren. Nutzen Sie die vorgestellten Tipps, um mehr im Moment zu leben und dadurch Ihr Glück zu steigern.

Quellen:

  1. Killingsworth, M. A., & Gilbert, D. T. (2010). “A Wandering Mind Is an Unhappy Mind”. Science, 330(6006), 932. DOI: 10.1126/science.1192439.
  2. Spiegel-Artikel: Psychologie: Tagträume machen unglücklich
Tagträume machen unglücklich - Jan Göritz - Heilpraktiker für Psychotherapie und Psychologischer Berater in Hamburg
Foto ©: Gpointstudio / Adobe Stock

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