Daniel Kahneman – Manipulation des Denkens (Sternstunde Philosophie)

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Sternstunde Philosophie mit Daniel Kahneman

Der Nobelpreisträger Daniel Kahneman war zu Gast in der Sendung „Sternstunde Philosophie“.
Nachdem er sich zu Beginn der Sendung als Pessimist „geoutet“ hat, wird die Frage geklärt, wie er als bisher einziger Psychologe den Nobelpreis für Ökonomie erhalten konnte. Dann folgt ein kurzer biographischer Rückblick. So wird deutlich, wie er der geworden ist, der er heute ist.

Ab dem Moment, ab dem sich das Gespräch beginnt, um sein Buch „Schnelles Denken langsames Denken“ zu drehen, geht es hauptsächlich um unser Denken und die damit verbundenen Fehlermöglichkeiten:

Unsere zwei Denksysteme

  • System 1 funktioniert weitestgehend automatisch, was zur Folge hat, dass nur wenig Anstrengung und Energieaufwand nötig sind.
  • Wenn System 2 zum Einsatz kommt, wird es immer anstrengend und energieintensiv. Es geht darum beispielsweise komplexe Rechenaufgaben im Kopf zu lösen

Das Wechselspiel der beiden Systeme kann verschiedene Auswirkungen auf uns haben:

Beispielsweise unser Hang zur Faulheit, der dazu führt, dass wir manchmal zu „schnellen Lösungen“ tendieren, obwohl die Lösung, die eine größere Anstrengung erfordert hätte, die bessere wäre.

Zum Beispiel beim Lolli-Test vom Walter Mischels. Hier führt er an, welche Unterschiede sich im späteren Leben bemerkbar machen.
Die Kinder, die früher darauf warten konnten, dass sie den 2. Lolli bekommen, gehen später einen anderen Weg und kommen weiter im Leben, als die Kinder, die sich direkt den ersten Lolli nahmen:

  • Sie lassen sich seltener scheiden
  • Sie sind erfolgreicher
  • Sie nehmen weniger Drogen

Unterm Strich geht es hierbei um Selbstkontrolle. Laut Kahneman ist Selbstkontrolle etwas, was wir Menschen mögen und was uns gut tut. Und: angeblich kann man es üben, diszipliniert zu sein, wie er im Video erklärt.

Denkfehler

Angesprochen auf menschliche Denkfehler erläutert Kahneman folgende Punkte:

  • Priming
    Priming beeinflusst unser Denken so, dass ein gesetzter Reiz unsere Denk- und Verhaltensweise beeinflusst und damit unsere Reaktion beeinflusst.
  • Anker-Effekt
    Der Anker-Effekt ist das Setzen einer gedanklichen Orientierungsmarke.
    Kahneman erläutert dies so:
    Er fragt eine Gruppe Menschen, ob ein deutsches Auto im Schnitt mehr oder weniger als 200.000 sFr kostet und eine andere Gruppe, ob ein deutsches Auto im Schnitt mehr oder weniger als 15.000 sFr. kostet.
    Dann sollen beide kommen schätzen, was ein deutsches Auto im Schnitt kostet.
    Die erste Gruppe wird automatisch an hochpreisige Autos denken und einen entsprechenden Durchschnittswert schätzen, die zweite Gruppe wird einem deutlich niedrigeren Durchschnittswert schätzen.

Das ist ein gutes Beispiel dafür, auf welche Arten und Weisen unser Denken lenkbar und manipulierbar ist.

Trotz aller Denkfehler, die wir machen, machen wir nach Kahnemans Ansicht vieles richtig. Dabei verweist er auf die Fortschritte, die die Menschheit im Laufe der Zeit gemacht hat.
Seiner Ansicht nach läuft auch in unseren eigenen Leben vieles richtig, was er sowohl auf die individuellen Talente zurückführt, als auch darauf, dass wir Menschen das, was wir tun, gelernt haben.

Fehler sind ihm zufolge die Ausnahme.
Allerdings sei ein kritischer Punkt, dass Menschen bei großen Dingen nicht anders entscheiden würden, als bei kleinen Dingen.

Nach dem Streifen der Themen „Steuern und Steuerehrlichkeit“ sowie „Handlungsmotivation bei Investitionen“ kommt das Gespräch zum Thema „Ruhestand“.

Verlustaversion

Der Ruhestand, wie er jahrzehntelang praktiziert wurde und von vielen Menschen als selbstverständlich angesehen wurde, kann laut Kahneman nicht weiter wie bisher gehandhabt werden.
Denn die Tatsache, dass wir Menschen immer älter werden muss zwangsläufig bedeuten, dass wir entweder länger arbeiten oder selber mehr sparen müssen.

Wir haben also einen „würdevollen Ruhestand“ als unser Recht begriffen.
Ein Recht, das uns über die letzten Jahre mehr und mehr „weggenommen“ wurde.

Die Frage, die hier gestellt wird ist die, ob diese Angst vor dem Verlust (Verlustaversion) durch einen Gewinn, der noch in der Zukunft liegt, kompensiert werden kann: „Wenn ihr länger arbeitet habt ihr im Gegenzug eine größere Sicherheit im Alter.“

Kahneman zitiert hier einen Artikel, in dem es heißt: „es ist einfach, Verluste wahrzunehmen, aber wenn Menschen etwas als Verlust begreifen, dann ist es viel schwieriger, sie davon zu überzeugen, es als Gewinn zu sehen.“

Libertärer Paternalismus

Zum Schluss des Videos wird am Beispiel der Organspende das Prinzip des „libertären Paternalismus“ erläutert:
Das bedeutet, dass gesagt wird, dass standardmäßig alle Menschen Organspender sind, außer man wird aktiv, um sich davon befreien zu lassen.

Mit dem Vorgeben von Standardantworten („wenn sie nichts tun, dann…“), lässt sich menschliches Verhalten beeinflussen. So liegt die Quote der Organspender in Ländern, in denen die Standardantwort „ich spende meine Organe“ lautet bei 85-95 %.
In den anderen Ländern liegt die Spenderquote lediglich bei 10-20 %.

Aber auch in Fällen, in denen nicht die Gesellschaft als Ganzes, sondern das nur das einzelne Individuum profitiert, lassen sich ähnliche Effekte feststellen:
Als Beispiel zieht er die Betriebsrenten in den Vereinigten Staaten heran. Dort ist es so, dass bei einer Lohnerhöhung gleichzeitig auch der Spar-Anteil steigt und die Menschen proportional mehr für die Rente sparen.
Nur, wenn man dies nicht möchte, muss man aktiv werden und sein Kreuz bei „nein“ setzen.
Allein dadurch ist in einigen Betrieben in den USA die Sparquote von 3 % auf 11 % gestiegen.

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Daniel Kahneman - Manipulation des Denkens - Jan Göritz - Heilpraktiker für Psychotherapie, Psychologischer Berater, Psychotherapeut (HeilprG) in Hamburg
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