Gespeicherte Gefühle: wie sie unser Leben prägen und wie wir sie transzendieren können.

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Gespeicherte Gefühle und ihre unbewusste Macht

In meiner psychotherapeutischen Praxis begegne ich häufig Menschen, deren aktuelle Probleme tief in ihren vergangenen Erfahrungen verwurzelt sind. Gespeicherte Gefühle sind hier das Zentrum der unbewussten Steuerung. Denn gespeicherte Gefühle können unser Verhalten und unsere Entscheidungen unbewusst steuern, uns in wiederkehrende Muster treiben und unsere Lebensqualität erheblich beeinträchtigen. In diesem Artikel beschreibe ich, wie diese Mechanismen funktionieren und wie wir ihnen begegnen können, um ein freieres und erfüllteres Leben zu führen.

Die Prägung durch frühe Erfahrungen

Unsere Vergangenheit hinterlässt Spuren in Form von Gefühlen, die sich in unseren Gedanken, Glaubenssätzen und Verhaltensmustern manifestieren. Besonders starke Gefühle, wie Angst, Wut oder Scham, können sich tief in unserem Unterbewusstsein verankern. Das liegt häufig daran, dass wir zum Zeitpunkt dieser Verankerung noch viel zu klein waren, um zu begreifen geschweige denn in Worte fassen zu können, was passiert. Dadurch konnten wir diesem starken Gefühl weder etwas entgegen setzen, noch konnten wir es in irgendeiner Art und Weise verarbeiten.

Es hat sich also damals mit absoluter Wucht in uns verankert und kann uns heute, wo wir erwachsen sind, dazu bringen, Situationen zu kreieren, die diesen Gefühlen entsprechen. Das geschieht nicht aus Boshaftigkeit, diese tief verankerten Gefühle wollen von uns angeschaut und bearbeitet werden. Die entsprechenden Mechanismen sind nicht immer offensichtlich und bedürfen einer bewussten Reflexion und Bearbeitung.

Gespeicherte Gefühle Beispiel 1 – die verwöhnte Prinzessin

Ja, ich habe den Text sprachlich etwas überarbeitet und geglättet, ohne den Inhalt oder die Anzahl der Erwähnungen von „gespeicherte Gefühle“ zu ändern. Hier ist der überarbeitete Text:

Frau Schmidt kam zu mir in die Praxis, weil sie darunter litt, dass andere – besonders andere Frauen – immer so wirkten, als wären sie selbstbewusst und wüssten stets, was sie wollten und was nicht.

„Ich habe immer das Gefühl, dass ich nicht gut genug bin und auch nichts richtig machen kann,“ antwortete mir Frau Schmidt auf die Frage, warum sie das Vorgespräch bei mir gebucht hat.

Frau Schmidt ist Mitte 30 und lebt „eigentlich ein normales Leben“, wie sie sich ausdrückte. Sie ist Sachbearbeiterin bei einer Krankenkasse, seit drei Jahren verheiratet und Mutter eines kleinen Sohnes.

„Auf den ersten Blick ein tolles Leben,“ sagt sie, „doch ich fühle mich fast rund um die Uhr schlecht. Im Job habe ich ständig das Gefühl, zu langsam zu sein, und fühle mich dadurch gehetzt. Immer wieder habe ich Angst, dass mein Mann nur aus Mitleid mit mir zusammen ist und eigentlich eine der anderen tollen Frauen begehrt. Und auch mit dem Kleinen habe ich Angst, eine schlechte Mutter zu sein und hinterfrage mich ständig, ob ich nicht zu streng oder zu weich bin und welches Trauma ich jetzt wieder verursacht haben könnte.“

So erlebt sich Frau Schmidt selbst.

Auf die Frage, wie ihr Leben vor Ehe und Kindern aussah, erzählt mir Frau Schmidt, dass sie bis zu ihrem 28. Lebensjahr bei ihren Eltern gelebt hat. Es war ein sehr behütetes Zuhause, und sie war Einzelkind. „Für meine Eltern war ich immer nur ihre Prinzessin,“ berichtet Frau Schmidt und fährt fort: „Sie haben wirklich alles für mich getan und mich von vorne bis hinten verwöhnt. Damals habe ich das natürlich sehr genossen – für mich wurde alles gemacht, und ich musste nicht einmal Miete oder etwas anderes bezahlen – hatte also mein ganzes Geld nur für mich. Das war schon toll…“

„Das klingt nach einem ‚aber‘,“ stelle ich fest.

Frau Schmidt greift meinen Einwurf auf: „Ja, das stimmt. Aber hätte ich damals gewusst, was das mit mir macht – ich wäre liebend gerne ausgezogen.“

Ich sehe Frau Schmidt fragend an und sie fährt fort: „Naja, ich kam mir vor wie ein Kind im Körper einer Erwachsenen. Ich habe mir nichts zugetraut und hatte vor allen neuen Situationen eine Heidenangst. Ich dachte ernsthaft, dass ich ohne meine Eltern nicht lebensfähig wäre. Das waren so tief gespeicherte Gefühle in mir, da kam ich nicht gegen an.“

„Wie sind Sie denn dann durchs Leben gegangen?“ möchte ich wissen.

„Eins hatte ich ja zur Genüge: Geld. Also habe ich mich gekleidet, als wäre ich souverän, habe Sport gemacht, meinen Körper trainiert gehalten, eine tolle Wohnungseinrichtung und ein sportliches Auto gekauft. Und ich habe gehofft, dass niemals jemand hinter diese Fassade blickt.“

„Wie hat Ihr Mann das denn geschafft?“ möchte ich wissen.

Sie schmunzelt: „Ja, der… der war irgendwie einfach da. Ich war mit Freundinnen in einer Bar und da haben wir uns gesehen und…“ Frau Schmidt macht eine selbsterklärende Geste.

Allerdings, so berichtet sie, wurde aus der anfänglichen Romanze eine ernsthafte Beziehung, was zwangsläufig einige Veränderungen mit sich brachte: So zog Frau Schmidt im Alter von 28 Jahren bei ihren Eltern aus und mit Peter zusammen. Doch auch hier waren es gespeicherte Gefühle, die die Macht übernahmen und für einige Konflikte sorgten. Denn Peter dachte, er sei mit einer selbstständigen Frau zusammen, und Frau Schmidt war es gewohnt, bedingungslos umsorgt zu werden. Durch diese unterschiedlichen Vorstellungen kam es zu einigen Konflikten, bei denen es am Ende einen Sieger gab: Frau Schmidts gespeicherte Gefühle. Diese wirkten so stark, dass sich Peter nach und nach ihren Bedürfnissen anpasste und sie schonte, was Herausforderungen betraf.

Das Leben lässt einen jedoch nicht stagnieren, und so wurde Frau Schmidt durch die Beziehung zu Peter und besonders als werdende Mutter mit ihren tief verwurzelten Gefühlen konfrontiert. Gespeicherte Gefühle zeigten sich immer in Situationen, die für einen erwachsenen Menschen häufig nicht schwierig sind, in denen das innere Kind aber überfordert ist, weil es nie in den Genuss von Selbstwirksamkeit kam. Bei Frau Schmidt betraf es häufig soziale Situationen, in denen gespeicherte Gefühle eine Überforderung verursachten.

Zu den Punkten, die Frau Schmidt eingangs angeführt hat (kurz zusammengefasst: schlechte Mutter, schlechte Partnerin, schlechte Mitarbeiterin) kommt eine generelle Unsicherheit bezüglich anderer Menschen: „Das Blöde am Muttersein ist, dass ich mit anderen Eltern Kontakt haben muss,“ waren ihre Worte dazu.

Frau Schmidts Geschichte ist ein gutes Beispiel dafür, wie gespeicherte Gefühle aus der Kindheit uns bis weit in unser Leben als erwachsener Mensch verfolgen können. Diese tief verankerten Emotionen beeinflussen unsere Wahrnehmung und unser Verhalten, oft ohne dass wir uns dessen bewusst sind. Indem wir uns diesen Gefühlen stellen und sie bearbeiten, können wir jedoch alte Muster durchbrechen und unser Leben freier und selbstbestimmter gestalten.

Gespeicherte Gefühle Beispiel 2 – Opfer auf Lebenszeit

Herr Jung kam zu mir in die Praxis, weil er unter ständiger Unsicherheit und dem Gefühl der Wertlosigkeit litt. Er wirkte stets angespannt und berichtete, dass er immer wieder in Situationen geriet, in denen er sich herabgesetzt und nicht respektiert fühlte.

“Ich fühle mich oft wie der Junge, der ich damals war – immer am Rand, immer das Opfer,” erzählte Herr Jung mir in einer unserer ersten Sitzungen.

Herr Jung ist Anfang 40, lebt allein und arbeitet als Softwareentwickler in einem mittelständischen Unternehmen. “Ich habe einen guten Job und sollte eigentlich zufrieden sein, aber ich bin es nicht. Ich habe ständig das Gefühl, dass ich nicht gut genug bin und dass meine Kollegen mich nicht respektieren,” sagt er.

In der Schule war Herr Jung häufig das Ziel von Mobbing. Er war ein ruhiges Kind, das sich lieber mit Büchern als mit Fußball beschäftigte. Seine Mitschüler nutzten dies aus, um ihn zu hänseln und auszugrenzen. Diese Erfahrungen hinterließen tiefe Narben in seinem Selbstwertgefühl und wirkten als gespeicherte Gefühle weiter.

“Ich erinnere mich noch genau an die Pausen auf dem Schulhof,” berichtet Herr Jung. “Da stand ich meistens allein und hoffte, dass mich niemand bemerkt, weil ich sonst wieder beschimpft oder geschubst werde.”

Die Gefühle der Angst und Wertlosigkeit aus seiner Schulzeit sind bis heute in ihm verankert. Seine Wahrnehmung und sein Verhalten wurden durch tief gespeicherte Gefühle stark beeinflusst.

“Selbst jetzt, Jahrzehnte später, kann ich diese Angst vor Ablehnung nicht abschütteln. Im Büro halte ich mich oft zurück und sage nichts in Meetings, weil ich Angst habe, dass meine Ideen abgelehnt werden,” erzählt Herr Jung weiter. “Und wenn ich dann doch mal etwas sage und jemand widerspricht, fühle ich mich sofort klein und dumm.”

Herr Jung schildert, dass er sich immer wieder in toxischen Arbeitsumgebungen wiederfindet. “Es ist fast so, als ob ich unbewusst Orte auswähle, wo ich wieder schlecht behandelt werde,” sagt er. “In meinem letzten Job hatte ich einen Chef, der mich ständig kritisiert hat. Auch meine Kollegen haben mich oft ausgeschlossen und übergangen.”

Diese Erfahrungen verstärkten bereits bestehende und gespeicherte Gefühle der Minderwertigkeit. Herr Jung ist in einem Teufelskreis gefangen: Seine tief sitzenden Ängste führen dazu, dass er sich unsicher verhält, was wiederum negative Reaktionen seiner Umwelt provoziert und seine Ängste weiter bestätigt.

“Wie wirken sich diese Gefühle auf Ihr Privatleben aus?” frage ich Herr Jung.

“Ich habe kaum Freunde und tue mich schwer, Beziehungen aufzubauen. Ich habe immer das Gefühl, dass die Menschen mich sowieso nicht mögen oder mich früher oder später ablehnen werden. Deshalb halte ich oft Abstand,” gesteht er. “Und wenn ich doch jemanden näher an mich heranlasse, bin ich ständig auf der Hut und frage mich, wann der Moment kommt, dass die Person mich nicht mehr mag.”

Diese tief verwurzelten Ängste und die daraus resultierende Isolation haben Herr Jung zu einem einsamen Menschen gemacht. Er verbringt die meisten Abende allein zu Hause und flüchtet sich in die Welt der Computerspiele, um der Realität zu entkommen.

Der Weg zur Heilung

Die gute Nachricht ist, dass es Wege gibt, festsitzende und gespeicherte Gefühle zu bearbeiten und loszulassen. Hier sind einige Ansätze, die sich in der Praxis bewährt haben:

1. Bewusstwerdung und Akzeptanz: Der erste Schritt besteht darin, sich der alten Gefühle und der damit verbundenen Muster bewusst zu werden. Dies kann durch Gespräche, Reflexion und therapeutische Unterstützung geschehen. Es ist wichtig, auch in der Tiefe gespeicherte Gefühle zu akzeptieren, anstatt sie zu verdrängen oder zu bekämpfen.

2. Konfrontation und Ausdruck: Alte Emotionen müssen oft erneut durchlebt und ausgedrückt werden, um heilen zu können. Dies kann in einem sicheren therapeutischen Rahmen geschehen, wo Gefühle wie Angst, Wut oder Trauer Raum bekommen und ausgedrückt werden dürfen.

3. Umstrukturierung von Glaubenssätzen: Negative Glaubenssätze, die sich aus den alten Gefühlen entwickelt haben, müssen erkannt und durch positive, unterstützende Glaubenssätze ersetzt werden. Dies erfordert oft eine tiefe innere Arbeit und Geduld.

4. Veränderung des Verhaltens: Um die alten Muster zu durchbrechen, ist es notwendig, neues Verhalten zu erlernen und auszuprobieren. Dies kann durch kleine, schrittweise Veränderungen geschehen, die das Selbstvertrauen stärken und neue positive Erfahrungen ermöglichen.

5. Stärkung der Selbstfürsorge: Ein wichtiger Aspekt der Heilung ist die Entwicklung von Selbstfürsorge und Selbstmitgefühl. Dies beinhaltet, sich selbst liebevoll zu begegnen, sich Pausen zu gönnen und Aktivitäten zu finden, die Freude und Erfüllung bringen.

Anwendung auf die Beispiele

In Bezug auf Frau Schmidt, die übermäßig verwöhnt wurde, könnte der Weg zur Heilung folgendermaßen aussehen:

Bewusstwerdung: In der Therapie könnte sie erkennen, wie die Fürsorge ihrer Mutter ihre eigene Unsicherheit verstärkt hat. Sie könnte verstehen, dass ihre Ängste und Zweifel nicht aus einer tatsächlichen Unfähigkeit resultieren, sondern aus einem Mangel an Gelegenheiten, Selbstvertrauen aufzubauen.

Konfrontation: Frau Schmidt könnte ihre Angst vor dem Scheitern in einem sicheren Raum ausdrücken. Durch gezielte therapeutische Übungen könnte sie lernen, ihre Ängste zu konfrontieren und zu bewältigen. Dies könnte beinhalten, kleine Herausforderungen anzunehmen und Erfolgserlebnisse zu sammeln.

Umstrukturierung: Negative Glaubenssätze wie „Ich kann nichts allein schaffen“ könnten durch positive Überzeugungen wie „Ich habe die Fähigkeit, Herausforderungen zu meistern“ ersetzt werden. Dies könnte durch Affirmationen und positive Selbstgespräche unterstützt werden.

Verhaltensänderung: Kleine Schritte, wie die Übernahme neuer Aufgaben bei der Arbeit oder das Erlernen neuer Fähigkeiten, könnten ihr helfen, ihre Fähigkeiten zu entdecken und zu stärken. Dies könnte auch bedeuten, sich in sozialen oder beruflichen Netzwerken zu engagieren und Unterstützung zu suchen.

Stärkung der Selbstfürsorge: Frau Schmidt könnte Techniken zur Selbstfürsorge und Stressbewältigung erlernen, um ihr Selbstvertrauen und Wohlbefinden zu stärken. Dies könnte Meditation, Journaling oder regelmäßige körperliche Aktivitäten umfassen.

Für Herrn Jung, der unter den Folgen von Mobbing leidet, könnte der Heilungsprozess so aussehen:

Bewusstwerdung: Er könnte verstehen, wie seine Mobbing-Erfahrungen seine gegenwärtigen Muster beeinflussen. Durch Therapie könnte er erkennen, dass seine Gefühle der Wertlosigkeit aus den schmerzhaften Erfahrungen seiner Jugend stammen und nicht seine tatsächlichen Fähigkeiten widerspiegeln.

Konfrontation: Das erneute Durchleben und Ausdrücken der erlittenen Schmerzen könnte ihm helfen, diese Emotionen zu verarbeiten. Dies könnte durch gestalttherapeutische Methoden oder Rollenspiele geschehen, bei denen er die Vergangenheit aufarbeiten und seine Gefühle ausdrücken kann.

Umstrukturierung: Negative Glaubenssätze wie „Ich bin wertlos“ könnten durch positive Überzeugungen wie „Ich bin wertvoll und verdiene Respekt“ ersetzt werden. Dies könnte durch kognitive Verhaltenstherapie unterstützt werden, bei der Herr Jung lernt, seine Gedankenmuster zu verändern.

Verhaltensänderung: Er könnte lernen, Grenzen zu setzen und sich berufliche Umgebungen zu suchen, die ihn unterstützen und wertschätzen. Dies könnte bedeuten, aktiv nach positiven beruflichen und sozialen Netzwerken zu suchen und sich in sicheren Umgebungen zu engagieren.

Stärkung der Selbstfürsorge: Herr Jung könnte Strategien zur Selbstfürsorge und Stressbewältigung entwickeln, um sein Selbstwertgefühl zu stärken. Dies könnte regelmäßige körperliche Aktivitäten, kreative Hobbys

Gespeicherte Gefühle - Jan Göritz - Heilpraktiker für Psychotherapie, Psychologischer Berater, Psychotherapeut (HeilprG) in Hamburg


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