Egal gibt es nicht mehr
In meiner Praxis biete ich sowohl stilles Wasser als auch Wasser mit Kohlensäure an.
Vor die Wahl gestellt antworten viele Klienten in den ersten Sitzungen mit „egal“ oder „was gerade da ist“
Solche Situationen kennen viele Menschen und es handelt sich zugegebenermaßen auch nicht um eine große Lebensentscheidung.
Doch selbst, wenn die Welt nicht davon untergeht, wie wir uns entscheiden, hat es einen ganz gewaltigen Einfluss auf unsere Welt, dass wir uns entscheiden. Denn mit jeder Entscheidung, die wir aktiv treffen, gestalten wir unser Leben. Und das fängt schon bei jeder scheinbar kleinen Entscheidung an:
- stilles Wasser oder Sprudel
- Sushi oder Pizza
- Komödie oder Actionfilm
Das heißt nicht, dass Sie Ihren Willen auch auf Biegen und Brechen durchdrücken sollen oder gar müssen.
Wichtig ist, dass Sie selbst ein Gespür dafür haben, was sie wirklich möchten. Denn dieses Gespür wird durch die innere Egal-Haltung häufig schon im Keim erstickt.
Wenn Sie merken, dass sie gerne Pizza essen würden, spricht absolut nichts dagegen, dass Sie sich trotzdem dem Wunsch Ihres Partners anschließen und einem Sushi-Essen zustimmen.
Wichtig ist, dass Ihnen bewusst ist, was Sie tun und warum Sie es tun. Auch in diesem Fall sind Sie aktiver Gestalter Ihres Lebens und müssen sich nicht als Opfer der Umstände fühlen.
Lernen, eine Entscheidung zu treffen
Eine Entscheidung – und scheint sie noch so unbedeutend – treffen zu können, ist häufig das, was Lebensgestalter von Menschen unterscheidet, die sich eher als „Opfer der Umstände“ fühlen.
Doch man kann lernen, auf die innere Weisheit zu hören.. Es ist häufig ein Weg der Überwindung – von Entscheidung zu Entscheidung – bis es gar nicht anders geht, als wahrzunehmen, was die eigene innere Stimme einem sagt.
Aber von vorne:
Wichtig ist die Frage, warum es manchen Menschen so schwer fällt, eine Wahl zu treffen. Die Antwort lautet nach meiner Beobachtung in den meisten Fällen: weil sie Angst davor haben, „nein“ zu sagen beziehungsweise weise, weil sie Angst davor haben, klar Stellung zu beziehen.
Möglicherweise handelt es sich hierbei um eine Strategie aus der Kindheit, mit der dem Sicherheitsempfinden des Kindes gedient war: „Wenn ich mich meinen Eltern anpasse, bin ich mir ihrer Aufmerksamkeit sicher und werde versorgt.“ könnte ein entsprechender Glaubenssatz lauten.
Doch hilft uns diese Erkenntnis wahrscheinlich nicht dabei, unser heutiges Verhalten zu verändern. Denn dazu reichen in den meisten Fällen zwei Schritte:
- sich bewusst machen, dass man erwachsen und autark – also in Sicherheit – ist
- üben
Und zum Üben bietet sich nichts besser an, als eine scheinbar unwichtige Situationen. Aus diesem Grund gibt es keine unwichtige Entscheidung.
Jede Entscheidung stärkt den Kontakt mit der eigenen inneren Stimme, dem Teil, in dem Ihre ganz persönliche Weisheit zu Hause ist.
Der Teil, der sich häufig in der Kindheit wie ein geprügelter Hund in die letzte Ecke verzogen hat, weil es den Eltern unbequem war, dass das Kind eine eigene Meinung hat, eine eigene Entscheidung treffen kann.
Mit jeder Entscheidung, die sie treffen – und sei es am Anfang nur innerlich – bauen Sie eine liebevolle Beziehung zu diesem geprügelten Hund auf.
Es wird eine Zeit dauern und erfordert mitunter viel Geduld und Liebe. Aber wenn dieser Hund – Ihre innere Stimme – erst einmal Vertrauen gefasst hat, dann sind Sie beide ein unzertrennliches und unschlagbares Team. So können Sie über sich hinauswachsen und sich ein Leben gestalten, von dem Sie heute vielleicht bestenfalls träumen können. Nicht, weil Sie in materiellem Reichtum leben (vielleicht auch das), sondern weil Sie ein Maß an Zufriedenheit erreicht haben, das jetzt noch nicht greifbar ist.