Einmischung

Vielleicht kennen Sie die Situation, dass Sie eine Entscheidung für sich getroffen haben und feststellen, dass die Menschen, die Ihnen nahe stehen, die Entscheidung nicht nur nicht nachvollziehen können, sondern sogar versuchen, Sie davon abzubringen. Dann kennen Sie auch das Gefühl von Druck, das durch eine solche Situation ausgelöst werden kann.
Vielleicht kennen Sie aber auch die Situation, dass Sie für die Menschen, die Ihnen nahestehen, das Beste wollen. Und entsprechend die Situation, dass Sie versuchen, Ihr Kind, Ihren Partner oder Ihre Eltern von etwas abzubringen, weil Sie es entweder nicht oder aber anders machen würden.
Dann kennen Sie auch den Druck, den eine solche Situation in Ihnen auslösen kann.
Der Unterschied zwischen den beiden Drucksituationen ist, dass wir uns im ersten Fall bedrängt fühlen, während wir es im zweiten Fall aushalten müssen, dass jemand etwas anders macht oder anders sieht, als wir es tun. Dadurch müssen wir uns mit der Idee auseinandersetzen, dass wir doch nicht alles richtig machen und am besten wissen.
Je näher uns ein Mensch steht, desto schwerer ist es in der Regel für uns, ihn seine eigenen Wege gehen zu lassen. Wege die wir vielleicht selber niemals gehen würden. Trotzdem ist Akzeptanz die einzige Möglichkeit, die wir haben. Akzeptanz bedeutet, unsere Gefühle in diesen Momenten auszuhalten und dem anderen zu vertrauen. Entweder hat er einen guten Kontakt zu sich und weiß genau, was er tut oder er sucht seinen Weg,- auch in diesem Fall ist es wichtig, ihn seine eigenen Erfahrungen machen zu lassen. Auch hier gibt es natürlich Grenzen: wenn beispielsweise die Gesundheit des Betroffenen ernsthaft auf dem Spiel steht, ist es völlig legitim, sich – auch massiv – einzumischen.
Alltägliche Einmischung allerdings geht immer mit einer ablehnenden Haltung einher und ist ein guter Nährboden für Streit.
Vielleicht halten Sie bei nächster Einmisch-Gelegenheit einfach kurz inne und fragen Sie sich, warum genau, Sie sich jetzt einmischen wollten. Ist Ihrem Gegenüber damit gedient? Wenn nicht, lassen Sie es doch einfach bleiben und seien Sie neugierig darauf, was das mit Ihnen macht.

Sonnenuntergang und Hunde - Jan Göritz - Heilpraktiker für Psychotherapie, Psychologischer Berater, Psychotherapeut (HeilprG) in Hamburg

Verwandte Artikel

Facebook
Twitter
LinkedIn