Von der Corona-Krise in die Partnerschafts-Krise

Teilen:

Corona schürt Unsicherheit

Corona – hier stellvertretend für alle Themen , die das Potential haben, ähnliche Gefühle hervorzurufen – ist ein Thema, das aktuell bei vielen Menschen Unsicherheiten und Ängste auslöst.
Diese Emotionen sind aus vielerlei Gründen verständlich. So haben die meisten von uns zum Beispiel nicht das Fachwissen, um die Situation wirklich richtig einschätzen zu können und sind angewiesen auf Einschätzungen Dritter. Dieses Gefühl der Abhängigkeit von der Einschätzung anderer, deren Expertise wir auch nicht wirklich überprüfen können, ist für viele Menschen schon schwer zu ertragen. Dazu kommen dann noch der Anblick leergeräumte Regale und – je nach Medium – eine sensationslüsterne Form der Berichterstattung. All das sorgt in uns häufig für das Entstehen von mehr oder weniger diffusen Ängsten.
So weit so normal.

Partnerschaft im Stresstest

Was mir in den letzten Tagen in der Praxis immer häufiger begegnet, ist das Phänomen, dass die Auswirkungen von Corona, also die individuellen und manchmal diffusen Ängste, dafür sorgen, dass es in Partnerschaften zu teils immensen Spannungen kommt.
Die Nerven sind angespannt oder liegen gar blank und die intensive Beschäftigung mit der eigenen Angst birgt die Gefahr, den Partner und die Beziehung aus den Augen zu verlieren. Im Extremfall haben wir zwei Individuen, die beide um die eigenen subjektiven Ängste bezüglich Corona kreisen – womöglich sogar in der positiven Absicht, den Partner damit nicht belasten zu wollen. Die Folge davon, nicht zu kommunizieren ist aber zwangsläufig eine schleichend größer werdende Distanz zwischen den Partnern.
Hierzu ein Artikel aus Die Rheinpfalz:
In China schnellt nach der Ausgangssperre die Zahl der Scheidungen in die Höhe.

Ehrliche Kommunikation

Niemand mag es wirklich gerne, wenn er sich ängstlich und hilflos fühlt. Und niemand mag gerne zugeben, dass er sich so fühlt – nicht sich selbst gegenüber und schon gar nicht vor anderen.
Doch nach meiner Beobachtung ist es gerade in Krisen, wie beispielsweise jetzt bezüglich Corona, wichtig, ein Bewusstsein über seine eigenen Gefühle zu haben und diese dann dem Partner gegenüber ehrlich kommunizieren zu können. Nur so können die partnerschaftliche Nähe und der Zusammenhalt aufrecht erhalten werden.
Wann, wenn nicht in – zumindest gefühlt – unsicheren Zeiten ist privater Rückhalt wichtig?


Es handelt sich also auch in partnerschaftlicher Hinsicht um eine anspruchsvolle Zeit, was bedeutet, dass die Pflege der Beziehung im Zweifel etwas mehr von allem benötigt:

  • Zeit
  • Aufmerksamkeit
  • Wertschätzung
  • Zuhören
  • Mitteilen
  • Verständnis
  • Respekt

Gelassenheit

In Zeiten der um sich greifenden Panik gelassen zu bleiben ist bestimmt nicht einfach. Dennoch bin ich der festen Überzeugung, dass Gelassenheit die einzige Möglichkeit ist, dem zu begegnen, was wir nicht beeinflussen können.
Wie es der amerikanische Theologe Reinhold Niebuhr in seinem Gelassenheitsgebet beschreibt. Der erste Teil dieses Gebets ist vielen Menschen bekannt und ich greife in meinen Sitzungen gerne darauf zurück:
Gott, gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann,
den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann,
und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.
Sie können immerhin ein paar Dinge tun, um Ihre Gelassenheit zu stärken beziehungsweise zu verteidigen:

Nachwort

Der Inhalt dieses Artikels ist natürlich auch ohne Corona oder sonstige Krisen gültig. Für eine stabile und tragfähige Beziehung kann und muss man etwas tun. Dann ist sie auch in Krisenzeiten stabil und sicher, ganz gleich, ob es sich um eine globale Krise wie Corona oder um eine individuelle Krise wie eine unerwartete Arbeitslosigkeit oder finanzielle Probleme handelt.

Corona & Partnerschaft - Jan Göritz - Heilpraktiker für Psychotherapie und Psychologischer Berater in Hamburg
Foto von Eberhard Kehrer

Verwandte Artikel

Facebook
Twitter
LinkedIn