Hadern – das hätte ich besser machen müssen

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Hadern mit der Vergangenheit

Viele Menschen hadern mit der Vergangenheit, beziehungsweise mit den Fehlern die sie vormals gemacht haben.

Niemand möchte absichtlich Fehler machen, die sein Leben beeinträchtigen oder ihm sogar schaden.
Und es liegt in der Natur der Sache, dass wir mit zunehmender Lebenserfahrung Dinge und Situationen anders bewerten, als wir es früher getan haben.

Nachträglich mit angeblichen Fehlern zu hadern ist einfach, denn hinterher weiß man es ja sowieso immer besser.
Der Prozess, es hinterher besser zu wissen, heißt übrigens Lernen und ist etwas absolut Positives.

Niemand käme auf die Idee zu sagen: „Ich schäme mich immer noch dafür, dass ich in der dritten Klasse in der Mathearbeit nur eine Drei hatte. Ich hatte die gerade nochmal in der Hand – absolut kein Thema. Wie dumm kann man sein…?“

Womit wir hadern

Aber mit wie vielen Entscheidungen hadern wir, anstatt zu erkennen, dass es sich auch hier um einen Lernprozess, um die eigene Entwicklung handelt?

  • (Ex-)Partnerwahl
  • Berufswahl
  • Ort des Studiums
  • Ort des Lebens

Sie sind nunmal heute der Mensch, der Sie sind, weil Sie die Erfahrungen gemacht haben, die Sie gemacht haben.

Würde jemand mit seiner Vergangenheit hadern, der mit seinem heutigen Dasein zufrieden ist?
Höchstwahrscheinlich nicht.

Es geht nicht wirklich um die Vergangenheit

Also ist das eigentliche Thema möglicherweise nicht die Vergangenheit, sondern das Gefühl, sich in der Gegenwart in einer Sackgasse zu befinden.

Und anstatt zu versuchen, dort wieder rauszukommen, hadern wir damit, dort hineingeraten zu sein.

Wieviele Autofahrer wären schon in ihren Autos verhungert oder verdurstet, würden sie genauso agieren?

Also ist bloßes Hadern nicht der Weg der Lösung, sondern der Weg der Stagnation.
Allerdings können wir aus unserem früheren Handeln lernen, wenn wir erkennen, welches Handeln welche Konsequenzen hatte.
Damit hätten wir das Hadern aber auch bereits hinter uns gelassen.

Und darum geht es: was vergangen ist, ist vergangen und kann nicht mehr verändert werden.
Anstatt an der Vergangenheit festzuhalten, indem wir mit ihr hadern, und dadurch in die Stagnation zu fallen, müssen wir damit dealen, wie es jetzt ist.

Das bedeutet:

  • akzeptieren
  • sich gegebenenfalls selbst verzeihen
  • Inneres Navi neu programmieren
  • Den ersten Schritt in die neue Richtung gehen.

Akzeptieren

Akzeptieren heißt übrigens nicht, damit einverstanden zu sein, wie es ist, sondern es bedeutet, dass man anerkennt, dass es ist, wie es ist, um dann nach vorne schauen zu können.

Wie beim Autofahren ist es auch im Leben gut, hin und wieder in den Rückspiegel zu schauen. Wenn man den Blick aber permanent im Rückspiegel hat, wird man mit Sicherheit vorne einen Unfall verursachen.

Wenn man beispielsweise den Traum hat, einen tollen Sportwagen zu fahren, aber noch gar keinen Führerschein hat, dann muss man das akzeptieren, damit das eigene Handeln die richtige Reihenfolge hat. Den Führerschein zu machen ist eine wichtige Voraussetzung dafür, irgendwann mal Sportwagen fahren zu können.

Sich selbst verzeihen

Sich selbst zu verzeihen ist immer hilfreich und kann manchmal sogar notwendig sein, um bestimmte Situationen loslassen zu können.
Visualisieren Ihr jüngeres Ich, das Ihrer heutigen Meinung nach damals falsch gehandelt hat und schauen Sie genau hin.
Nehmen Sie wahr, dass Ihr jüngeres Ich damals noch deutlich unreifer war und bei Weitem nicht die Lebenserfahrung hatte, die Sie heute haben.
Vielleicht schaffen Sie es nicht im ersten Anlauf, Ihre Härte gegen in Mitgefühl mit sich selbst zu wandeln.
Aber wenn Sie es geschafft haben, dann haben Sie die Situation, die Sie am Weitergeben gehindert hat, wirklich losgelassen.

Wenn all Ihre Freunde mit 18 und im ersten Anlauf ihren Fühlen bestanden haben und Sie mit 20 bereits dreimal durchgefallen sind, dann steigt die Anspannung und der Druck. Es jetzt endlich schaffen zu müssen.
Außerdem möchten Sie ja auch irgendwann mal den tollen Sportwagen fahren.
Das sind nicht die besten Voraussetzungen dafür, die nächste Prüfung entspannt zu bestehen.
Auch wenn es schwer fallen wird, so wäre es gut, sich folgendes klarzumachen:

  • „Ich bin ich besser oder schlechter als meine Freunde – unabhängig davon, ob ich einen Führerschein habe oder nicht.“
  • „Ein Führerschein macht mich nicht zu einem besseren Menschen.“
  • „Es kann mir nichts schlimmes passieren. Schlimmstenfalls muss ich die Prüfung noch einmal machen, aber irgendwann werde ich diesen Führerschein haben.“
  • „Der Prüfer macht nur seinen Job.“

Das innere Navi neu programmieren

Ihr inneres Navi programmieren Sie neu, indem Sie den Blick endgültig von der Vergangenheit lösen und nach vorne richten.
Sie müssen nicht unbedingt das „Endziel“ kennen, es reicht, wenn sie das nächste Etappenziel einprogrammieren.
Anfangs werden es vermutlich recht kleine Etappen sein. Mit der Zeit werden sie aber sicherer werden und weiter entfernt liegende Etappenziele anvisieren können.
Wenn der 20-jährige Führerscheinneuling aus dem obigen Beispiel den Traum hat, einen tollen Sportwagen zu fahren, dann wird er sich vermutlich nicht sofort diesen Sportwagen leisten können und sich im ersten Schritt ein günstigeres Auto zulegen. Ohne, dass er den Traum vom Sportwagen damit beerdigt. Der ist nur eben später dran.


Und er hat bereits in Bezug auf den Führerschein die Erfahrung gemacht, dass er das Durchhaltevermögen hat, ein Ziel, auch trotz erlittener Rückschläge weiter zu verfolgen und zu erreichen.
Damit hat er den nicht bestandenen Führerscheinprüfungen bereits etwas positives abgewinnen können: „früher oder später werde ich meine Ziele erreichen.“

Der erste Schritt in die neue Richtung

Wie Sie den ersten Schritt in die neue Richtung gehen, hängt natürlich hauptsächlich vom Ziel ab.
In unserem Beispiel könnte der Sportwagen – Liebhaber ein Konto eröffnen, auf das automatisch immer 5% oder 10% seines Einkommens überwiesen werden. Da das muss nicht nur das Gehalt betreffen, sondern er kann beispielsweise auch Einnahmen vom Flohmarkt entsprechend aufteilen.
Das ist dann das „Sportwagen – Konto“.

Sie sehen, dass eine verfahrene Situation zwar unangenehm sein kann, aber kein Dauerzustand sein muss.
Die Frage, auf die es ankommt, ist die, wie Sie mit der Situation umgehen.
Kurz innehalten und sich ärgern ist überhaupt kein Thema. Das darf sein und sollte sogar angemessen Raum bekommen.

Hadern - Jan Göritz - Heilpraktiker für Psychotherapie, Psychologischer Berater, Psychotherapeut (HeilprG) in Hamburg
Foto: © Fotomowo / Adobe Stock

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