Rock’n’Roll und Selbstfürsorge

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Fürsorge

In einem dichten Wald lebte ein Igel namens Fritz. Er war ein sehr fürsorglicher Igel, der sich um alle anderen Igel in seinem Wald kümmerte. Allerdings hatte er von so etwas wie Selbstfürsorge noch nie gehört. Fritz hatte eine besondere Gabe, die ihn von den anderen Igeln unterschied: Er konnte spüren, wenn ein anderer Igel Hilfe benötigte, und war immer zur Stelle, um Unterstützung und Fürsorge zu bieten. Er hielt es selber nicht aus, zu sehen, dass es einem anderen Igel schlecht ging.

Der Herbst war gekommen, und die Bäume verloren ihre Blätter, die in bunten Farben auf den Waldboden fielen. Fritz war besonders beschäftigt, denn es gab so viele Dinge, die er für seine Igel-Freunde tun musste. Die Tage wurden kürzer und kälter, und die anderen Igel bereiteten sich auf ihren Winterschlaf vor.

Fritz unterstützte die Igel dabei, Futter für den Winter zu sammeln und gemütliche Nester aus Blättern und Moos zu bauen. Doch er vergaß, sich selbst Winterspeck anzufressen. Als die ersten Schneeflocken fielen und die anderen Igel sich in ihren Nestern zusammengerollt hatten, war Fritz erschöpft und hungrig.

Selbstfürsorge

In letzter Sekunde wurde Fritz von einem Rocker namens Wolfgang „Wölli“ Schulze entdeckt. Wölli hatte einen stattlichen Bierbauch, und Fritz sagte spontan: „Krass, hast du viel Winterspeck!“ Wölli lachte herzlich und nahm Fritz mit in seine Hütte am Rande des Waldes. Dort wickelte er den Igel in eine warme Decke und legte ihn neben den knisternden Kamin.

Während seiner Zeit bei Wölli lernte Fritz die etwas rauhe aber durchaus herzliche Welt der Rocker kennen. Wölli spielte oft seine Lieblingsmusik, und Fritz gewöhnte sich schnell an die lauten Klänge von AC/DC, Motörhead und den Ramones. Eines Tages nahm Wölli Fritz mit zu einer Probe seiner Band, den „Forest Rockers“.

Bei der Probe beobachtete Fritz, wie Wölli und die anderen Mitglieder der „Forest Rockers“ harmonisch zusammenspielten. Er bemerkte, dass jedes Instrument – Bass, Gitarre und Schlagzeug – seine eigene Rolle in der Musik hatte und genauso wichtig war wie die anderen. Diese Erkenntnis führte Fritz zu einer tiefen Einsicht: Genau, wie eine Rockband nur funktioniert, weil jedes Instrument seine Aufgabe übernimmt, ist es auch in der Natur.
Dadurch, dass er die anderen Igel so stark unterstützt hatte, hat er ihnen ihre Verantwortung für sich selbst abgenommen. Dafür hat er seine eigene Selbstverantwortung sträflich vernachlässigt.

Das würde er umgehend ändern, sobald er wieder bei Kräften ist.

Rock’n’Roll

Im Laufe der Zeit lernte Fritz von Wölli die ersten Akkorde auf der Gitarre und entdeckte sein musikalisches Talent. Als er „Highway to hell“ fehlerfrei spielen konnte, verlieh Wölli Fritz den Spitznamen „Stachelmaster“, was für Fritz eine große Ehre war. Durch die liebevolle Pflege von Wölli erholte sich Fritz rasch und war bald wieder stark und gesund. Jetzt galt es, seine Vorsätze in die Tat umzusetzen.

Als der Frühling kam und die ersten Blumen blühten, verabschiedete sich Fritz von Wölli und kehrte in den Wald zurück. Er war entschlossen, seine Lektion nicht zu vergessen und sich selbst genauso gut zu versorgen, wie er es bisher für die anderen Igel getan hat. Fritz erzählte den anderen Igeln von seinen Abenteuern und den Dingen, die er von Wölli und den „Forest Rockers“ gelernt hatte.

Fritz kehrte gelegentlich zu Wölli und den „Forest Rockers“ zurück, um an ihren Proben teilzunehmen und seine neu entdeckte Leidenschaft für die Gitarre zu pflegen. Die Rocker ermutigten ihn, weiter zu üben und eine eigene Band zu gründen.

Und so wurden die „Hedgehog Heroes“ aus der Taufe gehoben. Sie traten bei jeder sich bietenden Gelegenheit im Wald auf und begeisterten immer mehr Tiere. Fritz selbst spielte Gitarre und übernahm auch den Gesang.

Nach einem erfolgreichen Auftritt saß Fritz mit Wölli zusammen und erinnerte sich an die Zeit, bevor Wölli ihn vor dem sicheren Tod gerettet hat. Er konnte es zwar immer noch kaum aushalten, wenn er sah, dass es einem anderen Igel schlecht ging, aber er wusste, dass es nicht seine Aufgabe war, anderen die Verantwortung abzunehmen. Seine Aufgaben sind jetzt Selbstfürsorge und Rock’n’Roll.

Selbstfürsorge und Rock'n'Roll - Jan Göritz - Heilpraktiker für Psychotherapie, Psychologischer Berater, Psychotherapeut (HeilprG) in Hamburg

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