Beharrlichkeit

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Dranbleiben oder Loslassen?

Das Thema „Loslassen“ ist ein wichtiges Thema, denn es bedeutet, dass man sich selbst von vergangenen emotionalen Belastungen befreien kann:

  • immer wiederkehrende belastende Gedanken 
  • den Ex-Partner
  • hinderliche Gefühle wie z.B. eine irrationale Angst
  • die Kindheit 
  • die Eltern

Loslassen setzt allerdings voraus, dass man mit dem, was war, seinen Frieden geschlossen hat (siehe Staudämme).
Doch nicht immer ist Loslassen das richtige, manchmal ist aber auch das Gegenteil wichtig: Dranbleiben. Das bewusste Dranbleiben, also Beharrlichkeit zeigen, fällt uns Menschen häufig genauso schwer, wie das bewusste Loslassen.
Man kann sogar sagen, dass wir häufig dort zu lange dranbleiben, wo wir loslassen sollten und da, wo ein Dranbleiben sich lohnen würde, zu schnell loslassen, aufgeben und die Flinte ins Korn werfen.

Beharrlichkeit 

Eine Fähigkeit, die man zum Dranbleiben benötigt, ist Beharrlichkeit, besonders dann, wenn der Gegenwind einem besonders stark ins Gesicht  weht.
Man macht sich also gezielt die positiven Aspekte des Scheuklappenblicks zunutze, um ein Projekt weiter voran zu treiben. Ich habe vor einiger Zeit ein Interview mit den Gründern von Fritz Cola gesehen, in dem einer der beiden sagte, dass Unwissenheit im Gründungsprozess durchaus hilfreich sei. Das sehe ich genau so, denn man kann Probleme erst dann bearbeiten, wenn sie auftreten. Beschäftigt man sich vorab mit Dingen, die möglicherweise gar nicht eintreten, läuft man Gefahr, in eine Gelähmtheit zu verfallen – aus Angst, all die hypothetischen Probleme nicht bewältigen zu können.

Anstrengung 

Es gibt einige Fallen, die dem Dranbleiben ein Bein stellen können, zum Beispiel:

  • langweilige Fleißarbeit
  • die Angst, es könnte zu viele Probleme geben
  • das Gefühl von Überforderung
  • zu wenig Selbstvertrauen
  • der Weg ist zu weit, der Berg zu hoch
  • Pessimismus
  • Perfektionismus

Jedes Mal, wenn Sie in eine dieser Fallen tappen, werden Sie das Gefühl haben, dass das, was Sie tun sehr anstrengend ist und ihr Unterbewusstsein wird Ihnen eine Palette schneller Auswege anbieten:

  • essen
  • telefonieren
  • Soziale Netzwerke
  • putzen
  • andere wichtige Arbeiten – zum Beispiel die Steuererklärung.

Wenn selbst ungeliebte Arbeiten, wie das Erstellen der Steuererklärung – und das oder Vergleichbares wird in meiner Praxis tatsächlich häufig genannt – dem Weg zu unserem eigentlichen Ziel vorgezogen werden, müssen wir schon sehr verzweifelt sein.

Die Un-Endlichkeit der Anstrengung

Diese Verzweiflung rührt häufig daher, dass wir den Eindruck erlangen, die Arbeit würde nicht weniger, beziehungsweise, wir würden unserem Ziel nicht näher kommen – wie sehr wir uns auch anstrengen.
Manchmal scheint es, als ob unser Ziel würde sich mit genau der Geschwindigkeit von uns wegbewegt, mit der wir in seine Richtung laufen.

Manchmal hat man eine sehr lange Straße vor sich. Man denkt, die ist so schrecklich lang; das kann man niemals schaffen, denkt man. Und dann fängt man an, sich zu beeilen. Und man eilt sich immer mehr. Jedes Mal, wenn man aufblickt, sieht man, dass es gar nicht weniger wird, was noch vor einem liegt. Und man strengt sich noch mehr an, man kriegt es mit der Angst, und zum Schluss ist man ganz außer Puste und kann nicht mehr. Und die Straße liegt immer noch vor einem. So darf man es nicht machen. (Beppo Straßenkehrer in “Momo”)

Genau so nehmen es viele Menschen wahr, wenn es darum geht, den Weg zu einem Ziel beständig weiterzugehen. Mit dem ersten Elan werden Projekte gestartet, die bei der ersten, zweiten, spätestens bei der dritten Schwierigkeit wieder fallengelassen werden.
Per se ist das nicht schlimm, da man manchmal erst auf dem Weg merkt, dass eine Idee doch nicht so gut ist, wie anfangs gedacht.
Das sind normale Scheidewege, an denen sich unser Elan für das Projekt bewähren kann. Wenn man merkt, dass man sich getäuscht hat, und die eigene Begeisterung nicht tragfähig ist, dann darf man sich getrost und mit erhobenem Haupt von der Idee oder dem Projekt verabschieden.
Man hat etwas begonnen, gemerkt, dass es nicht das richtige für ist und dann eine Entscheidung getroffen und die Konsequenzen gezogen.

Scheitern

Viele Menschen würden hier wahrscheinlich schon davon sprechen, dass sie gescheitert seien. Nach meiner Auffassung ist es alles andere als Scheitern, wenn man bewusst eine Entscheidung trifft und die entsprechenden Konsequenzen zieht.
Scheitern ist das Aufgeben einer Idee oder eines Projekts, obwohl man nach wie vor begeistert ist und lediglich Beharrlichkeit aufbringen müsste, um eine Durststrecke zu bewältigen.

Trotzdem im Hier und Jetzt durchhalten

So darf man es nicht machen. Man darf nie an die ganze Strasse auf einmal denken.  Man muss nur an den nächsten Schritt denken, den nächsten Atemzug, den nächsten Besenstrich. Und immer wieder nur an den nächsten.
Dann macht es Freude; das ist wichtig, dann macht man seine Sache gut. Und so soll es sein. (Beppo Straßenkehrer in “Momo”)

Auch, wenn nicht Thomas Alva Edison, sondern Heinrich Göbel die Glühlampe als erster entdeckt hat, so beschreibt wohl kein Zitat so gut wie dieses, was Beharrlichkeit bedeutet:

Ich bin nicht gescheitert, ich habe 10000 Wege entdeckt, die nicht funktioniert haben. (Thomas Alva Edison)

Diese beiden Zitate beschreiben zwei wichtige Grundlagen der Beharrlichkeit:

  • bleiben Sie im Hier und Jetzt. Für die Probleme von morgen ist morgen Zeit.
  • Nutzen Sie „Trotzdem“ als Kampfwort in schweren Momenten. Es ist eine Universal-Entgegnung für alle Zweifel und inneren Widersprüche.

Andere bekannte Beispiele für Beharrlichkeit und Durchhaltevermögen sind:

  • J.K. Rowling, die erst im 13. Anlauf einen Buchvertrag für Harry Potter erhielt
  • die Beatles, die von der Plattenfirma Decca abgelehnt wurden
  • Steve Jobs, der erst im zweiten Anlauf und nach einigen Umwegen bei Apple erfolgreich wurde
  • Walt Disney, der von einem Zeitungsheruasgeber entlassen wurde, weil es ihm angeblich an Phantasie und Vorstellungskraft mangelte
  • Stephen King, der nach mehreren Absagen kurz vor dem Aufgeben war und seinen Erfolg seiner Frau verdanken kann, da sie es war, die das Manuskript zu „Carrie“ aus dem Müll gefischt hat
  • unser Kater Simba:

Simba

Als unsere Hunde Lucky und Schröder bei uns einzogen, wohnten bereits die Katzen Simba und Charlie bei uns.
Im Tierheim hieß es, die beiden Hunde wären an Katzen gewöhnt,- allerdings mussten wir feststellen, dass sie nicht an die Gattung der Katzen gewöhnt waren, sondern nur an bestimmte einzelne Vertreter.
Unsere Katzen haben also in der ersten Zeit sehr viel Zeit in der oberen Etage verbracht.
Es ist in erster Linie dem Mut und der Beharrlichkeit Sambas zu verdanken, dass die Hunde sich so an Charlie und ihn gewöhnt haben, dass es sich die drei Jungs bisweilen zusammen im Hundebett gemütlich machen.
Simba ist immer wieder runtergekommen und hat sich den Hunden immer wieder gestellt – solange, bis sie erst ihn und später auch Katzendame Charlie akzeptiert haben.
Was Simba kann, das können Sie auch: glauben Sie an sich und gehen Sie mit Vertrauen und Beharrlichkeit Ihren Weg – solange, bis Sie Ihr Ziel erreicht haben.

 

Beharrlichkeit - Jan Göritz - Heilpraktiker für Psychotherapie und Psychologischer Berater in Hamburg
Schröder, Lucky und Samba (v.l.)

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