An der Kette

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Kennen Sie Momente, in denen Sie das Gefühl haben, Sie kommen einfach nicht über einen bestimmten Punkt hinaus,- ganz gleich, wie häufig Sie es versuchen?
Dann kann es gut sein, dass Sie „an der Kette“ hängen.

Woher kommt die Kette?

Natürlich legt sich niemand freiwillig selbst an die Kette. Und es wollte Ihnen auch niemand schaden, wenn er Sie früher einmal angekettet hat.
Häufig wirken und wirkten in solchen Momenten die Ängste unserer Eltern oder sonstiger Bezugspersonen, die unserem Drang, uns zu entfalten und neugierig die Welt zu entdecken, entgegen standen. Nicht, um uns einzuschränken, sondern um uns zu schützen. Allerdings ging dies unweigerlich mit einer Einschränkung einher:

  • „Geh nicht da hin!“
  • „Fass das nicht an!“
  • „Lass das lieber, nicht das da etwas passiert!“
  • „Sei schön vorsichtig!“
  • „Achtung, das ist gefährlich!“

Diese Liste ließe sich wahrscheinlich noch endlos fortsetzen, und Sie sehen: alle Äußerungen verfolgen eine positive Absicht. Die nämlich, den Angesprochenen vor etwas zu bewahren.

Gut gemeint und gut gemacht

Jemanden vor etwas bewahren zu wollen ist in jedem Fall gut gemeint. Es hat jedoch häufig noch weitreichendere Konsequenzen, die verhindern, dass aus dem „gut gemeint“ auch wirklich ein „gut gemacht“ wird.
Welche Konsequenzen können das sein?

Scheitern und lernen

Wenn wir unseren eigenen Ängsten – beispielsweise denen, dass das eigene Kind etwas nicht schafft – nachgeben, dann verhindern wir

  • entweder, dass das Kind merkt, wozu es in der Lage ist
  • oder, dass das Kind merkt, was ihm noch fehlt, um bestimmte Schritte machen zu können.

Das heißt, das Kind hat nicht die Möglichkeit, die eigenen Grenzen zu erkennen, um sie früher oder später erweitern zu können, sondern wir setzen ihm unsere Grenzen vor die Nase. Die nimmt es zwar wahr – in der Regel als Störfaktor – kann sie aber nicht zu Selbsterkenntnis und Wachstum nutzen. Statt der Freiheit, scheitern und daraus lernen zu können, bleibt häufig nur Frust, resultierend aus einer nicht gestillten Entdecker-Lust.
Genau in solchen Momenten fühlt sich das Kind an der Kette, die unseren Bewegungsradius bestimmt und in Zukunft bestimmen wird. Mit jeder weiteren Erfahrung dieser Art manifestiert sich das Gefühl, an der Kette zu hängen, ein Stückchen mehr.

An der Kette und unser weiteres Leben

Sie mögen denken: „Ach, was soll das schon für eine Auswirkung auf mein Leben gehabt haben. Es ist doch schon so lange her.“
Die mögliche Auswirkung auf Ihr Leben ist vergleichbar damit, dass ein großer und starker Elefant scheinbar nicht dazu in der Lage ist, den kleinen Pflock aus der Erde zu ziehen, an den er angekettet ist.
In Wirklichkeit wäre es für den Elefanten eine Kleinigkeit – nur ein kleiner Ruck und er wäre frei. Warum also lässt er es zu, angekettet zu sein?
Es ist ganz einfach und die Parallelen zu uns Menschen sind deutlich:
Auch der Elefant hat in seiner Kindheit Erfahrungen mit Frust gemacht. Er war nämlich bereits als junger und längst nicht si starker Elefant angekettet.
Da Elefantenkinder sich ähnlich ungerne begrenzen lassen wie Menschenkinder, hat er viele Versuche unternommen, sich zu befreien,- und er musste ein ums andere Mal frustriert aufgeben. Bis er es eines Tages nicht mal mehr versucht hat.
Ich habe sogar davon gehört, dass alleine das Gefühl, angebunden zu sein, ausreicht, um einen entsprechend konditionierten Elefanten davon abzuhalten, zu fliehen. Es könnte sich also auch um ein ans Bein gebundenes Seil handeln, dessen anderes Ende gar nicht befestigt ist. Er ist nur in seiner Erinnerung an der Kette.

Was können Sie tun?

Wenn Sie das Gefühl haben, an bestimmten Punkten in Ihrem Leben absolut nicht voranzukommen, dann überlegen Sie doch mal, aus welchen negativen Glaubenssätzen sich die Glieder Ihrer jeweiligen Kette zusammensetzen. Anschließend können Sie sich daran machen, diese negativen Glaubenssätze zu bearbeiten und in stärkende zu verwandeln, um die Kette in diesem Zuge aufzulösen.

 

An der Kette - Elefant mit Mönch - Jan Göritz - Heilpraktiker für Psychotherapie und Psychologischer Berater in Hamburg

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